Menschenskind!

Marina Belebrovaja, Schweiz, 2020o

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Die Filmemacherin Marina Belobrovaja hat einen Weg gewählt, über den viele Frauen in einer vergleichbaren Situation nachdenken, ihn aber doch nicht gehen. In Menschenskind! setzt sie sich, ausgehend von der Zeugungsgeschichte ihrer Tochter mit Hilfe eines Samenspenders, mit den bestehenden gesellschaftlichen Vorstellungen, Rollenmustern und Konventionen rund um Elternschaft und Familie auseinander.

Marina nous fait partager cette palette de structures familiales possibles dans notre monde actuel. Selon la devise : tout est possible, mais pas forcément simple. Menschenskind! est un feu d’artifice d’émotions et d’imprévus.

Madeleine Hirsiger

Galerieo

zentralplus.ch, 29.11.2021
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SRF, 27.05.2021
© Alle Rechte vorbehalten SRF. Zur Verfügung gestellt von SRF Archiv
Tages-Anzeiger, 18.05.2021
Und was halten Sie von Samenspenden?

Ein Dokumentarfilm lässt Samenspender und erwachsene Spenderkinder zu Wort kommen. Werten darf dann jeder selber.

Von Markus Tschannen

Mit 14 Jahren wusste ich, dass ich Kinder haben will. Der Wunsch lebte einige Jahre entspannt in meinem Kopf. Ich war zuversichtlich, dass er zu gegebener Zeit in Erfüllung gehen würde.

Dann kam die «gegebene Zeit» … für mich, aber nicht für meine damalige Freundin. Sie wollte die Welt entdecken; ich Kreisssäle, Babyratgeber und Windelinhalte. Die Beziehung hielt noch eine Weile, endete und ich lernte meine heutige Frau kennen, mit der ich mich rasch auf eine Familienplanung einigen konnte. Dann schlüpfte der Brecht und alles Weitere steht hier im Archiv des Mamablogs.

Was aber, wenn ich meiner Frau nie begegnet wäre? Ein Jahrzehnt als Single auf der Suche nach der Richtigen. Mit der Angst, dass meine Familie irgendwann aus mir, fünf Meerschweinchen und einem Angorakaninchen bestehen würde. Vermutlich hätte ich Alternativen ausgelotet. Zum Beispiel eine Co-Elternschaft ohne Liebesbeziehung. Ich wäre auch bereit gewesen, allein ein Kind grosszuziehen. Aber wie kommt man an ein Kind?

Ich will ein Kind – was kann ich tun?

Wer in seinem Körper einen funktionierenden Uterus betreibt, hat mehr Optionen. Marina Belobrovaja ist mit einer privaten Samenspende alleinerziehende Mutter geworden. Offiziell steht dieser Weg in der Schweiz nur verheirateten Heteropaaren offen. Die selbst organisierte und vollzogene Samenspende ist genau genommen nicht legal.

Marina Belobrovaja hat aus ihrer Geschichte einen Dokumentarfilm gedreht. Er beginnt mit zwei Videoanrufen zwischen ihr und ihrer Mutter kurz vor und kurz nach dem Treffen mit dem Samenspender. Eine Weile später – vermutlich nach der handelsüblichen Wartezeit – kam Nelly zur Welt.

Der Film «Menschenskind» zeigt Szenen aus der Kleinfamilie Marina und Nelly – aber längst nicht nur: Belobrovaja redet mit Samenspendern, mit erwachsenen Spenderkindern und Menschen aus ihrem Umfeld. Dabei zeigt sie auch kritische Meinungen und lässt sie unkommentiert wirken.

Eine ehrliche Herangehensweise, denn die Samenspende bringt Herausforderungen mit sich und wirft Fragen auf: Ist es vertretbar, ein Kind zu zeugen, dem man die soziale Beziehung zu einem biologischen Elternteil konzeptbedingt vorenthält? Wer hat das Recht, auf diese Art ein Kind zu kriegen?

Ein ehrlicher und persönlicher Film

Marina Belobrovaja überlässt die Meinungsbildung dem Publikum. Diese Art von Filmen endet oft etwas abrupt und man denkt: «Was? Das wars? Wir haben das Thema doch noch gar fertig ausdiskutiert.» Aber die anschliessenden Gedanken gehören eben auch zum Werk. Teil zwei des Films findet im eigenen Kopf statt. Teil drei vielleicht im eigenen Leben.

Ich finde die Samenspende legitim – auch für Alleinerziehende. Das Wohl eines Kindes hängt vielmehr von der Persönlichkeit und den Handlungen seiner Bezugspersonen ab, als von deren Anzahl, Geschlecht oder dem Familienmodell, das sie leben. Natürlich müssen die Erwachsenen die Interessen des Kindes wahren. Bei der Samenspende bedeutet das, es wird früh über seine Herkunft informiert und hat die Möglichkeit, Kontakt zu seinem zweiten biologischen Elternteil aufzunehmen.

Nelly hat übrigens 59 Halbgeschwister. Es steht mir nicht zu, Marina Belobrovajas Entscheidung zu bewerten. Ich kann nur sagen: Ich hätte in ihrer Situation womöglich ähnlich gehandelt – aber sicher keinen so guten Film daraus gemacht.

© Alle Rechte vorbehalten Tages-Anzeiger. Zur Verfügung gestellt von Tages-Anzeiger Archiv
Tsüri.ch, 26.04.2021
© Alle Rechte vorbehalten Tsüri.ch. Zur Verfügung gestellt von Tsüri.ch Archiv
cineuropa.org, 26.04.2021
© Alle Rechte vorbehalten cineuropa.org. Zur Verfügung gestellt von cineuropa.org Archiv
filmexplorer.ch, 02.05.2021
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arttv.ch, 31.01.2022
© Alle Rechte vorbehalten arttv.ch. Zur Verfügung gestellt von arttv.ch Archiv
Discussion with editor Tania Stöcklin
/ Consulate General of Switzerland
en / 30.01.2022 / 38‘36‘‘

Marina Belobrovaja stellt ihren Film vor
/ SRF
de / 07.09.2021 / 03‘06‘‘

Film Talk with Marina Belobrovaja
/ DOK.fest München
en / 09.05.2021 / 23‘05‘‘

Filmdateno

Synchrontitel
Menschenskind! Je le ferai seule FR
Genre
Dokumentarfilm
Länge
88 Min.
Originalsprachen
Deutsch, Schweizerdeutsch, Russisch
Bewertungen
cccccccccc
ØIhre Bewertung6.4/10
IMDB-User:
6.4 (8)
Cinefile-User:
< 10 Stimmen
KritikerInnen:
< 3 Stimmen q

Cast & Crewo

Marina BelebrovajaRegie
Marina BelebrovajaDrehbuch
Gabriela BetschartKamera
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Bonuso

iGefilmt
Discussion with editor Tania Stöcklin
Consulate General of Switzerland, en , 38‘36‘‘
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Marina Belobrovaja stellt ihren Film vor
SRF, de , 03‘06‘‘
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Film Talk with Marina Belobrovaja
DOK.fest München, en , 23‘05‘‘
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gGeschrieben
Besprechung zentralplus.ch
Isabelle Dahinden
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Besprechung SRF
Selim Petersen
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Besprechung Tages-Anzeiger
Markus Tschannen
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Interview mit Regisseurin Marina Belobrovaja
Tsüri.ch / Rahel Bains
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Besprechung cineuropa.org
Muriel Del Don
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Besprechung filmexplorer.ch
Jodie McNeilly-Renaudie
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Besprechung arttv.ch
Madeleine Hirsiger
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